Mit P.A.R.T.Y. schwere Unfälle bei jungen Erwachsenen verhindern

Erstellt von Pressemitteilung DKOU 2013 | P.A.R.T.Y.

18- bis 24-jährige Verkehrsteilnehmer haben das mit Abstand höchste Unfallrisiko im Straßenverkehr. Auch enden Unfälle doppelt so häufig tödlich wie bei anderen Altersgruppen. Gründe hierfür sind oft Alkohol- und Drogenkonsum, Selbstüberschätzung und bewusste Nachlässigkeit. Um dieses folgenschwere Risikoverhalten junger Menschen zu verbessern, haben Unfallchirurgen das Präventionsprogramm P.A.R.T.Y. ins Leben gerufen. Auf einer Pressekonferenz des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) am 23. Oktober 2013 in Berlin stellen Experten dieses Programm für Jugendliche vor, informieren über dessen Erfolge und fordern eine bundesweite Teilnahme von Unfallkliniken.

Jeder fünfte 18 bis 24-Jährige, der in einen Unfall verwickelt war, hielt sich nicht an die Geschwindigkeit. „Als Unfallchirurg ist es schlimm mitanzusehen, wie junge Menschen durch Selbstüberschätzung, Drogengenuss und bewusste Nachlässigkeit im Straßenverkehr ihr Leben riskieren und schlimmstenfalls verlieren“, bedauert Professor Dr. med. Bertil Bouillon, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU). 2012 verunglückten 611 junge Erwachsene tödlich und damit über doppelt so viele wie in anderen Altersgruppen. „Tragisch ist zudem, wie viele von ihnen lebenslange körperliche und seelische Schäden davontragen“, so Bouillon. Deshalb müssen wir das Bewusstsein für diese folgenschweren Unfallrisiken schon bei Schülern schärfen. 

Hier setzt das deutschlandweite Präventionsprogramm P.A.R.T.Y. (Prevent Alcohol and Risk Related Trauma in Youth) an, indem es junge Menschen zwischen 15 und 18 Jahre über das Risikoverhalten und seine Folgen aufklärt. Am sogenannten P.A.R.T.Y.-Tag verbringen Schulklassen einen ganzen Tag in der Unfallklinik. Sie werden mit schwerverletzten Patienten konfrontiert und bekommen – auch durch persönlichen Einsatz – einen Eindruck von der Versorgung in Rettungswagen, Notfallambulanz, Intensivstation und Physiotherapie. In Vorträgen lernen die Jugendlichen, wie sie Unfälle verhindern und können sich mit früheren Unfallopfern über deren Schicksal austauschen. „Mit diesem sehr intensiven Programm wollen wir die jungen Menschen wachrütteln, indem wir ihnen die teils sehr dramatischen Fälle vor Augen führen und eine persönliche Beziehung zu diesen Unfallopfern herstellen. Außerdem verdeutlichen wir, welchen Einfluss eine spontane, unüberlegte Handlung auf das restliche Leben haben kann“, erklärt Bouillon, Direktor der Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Sporttraumatologie an den Kliniken der Stadt Köln gGmbH, die das Programm 2011 erstmals in Deutschland anbot.

Jede Klinik, die Erfahrungen in der Versorgung Schwerverletzter hat, kann an diesem Programm teilnehmen. Interessierte erhalten von der DGU alle Materialien zur Aufklärungsarbeit. Aktuell beteiligt sich neben der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sporttraumatologie Köln-Merheim auch das Katharinenhospital Stuttgart. In Kürze werden das Universitätsklinikum Düsseldorf, das Klinikum Rechts der Isar München und die Universitätsmedizin Greifswald aktiv. „Wir fordern alle Unfallkliniken in Deutschland dazu auf, sich an diesem Projekt zu beteiligen“, sagt Bouillon. „Denn unsere Erfahrungen zeigen, dass der Klinikaufenthalt einen sehr prägenden Eindruck auf die Jugendlichen hat und wir sind überzeugt, damit einen wichtigen Teil zur Aufklärung und Prävention von Unfällen zu leisten.“ Auf der Pressekonferenz des DKOU am 23. Oktober 2013 in Berlin stellt Bouillon das Programm vor.

Über das P.A.R.T.Y.-Programm:
Gemeinsam mit der Sektion Prävention der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) hat die AG „Prävention von Verletzungen“ der DGU dieses Programm in Deutschland etabliert. Es ist ein Beitrag der deutschen Unfallchirurgen zur „Decade of Action for Road Safety 2011-2020“ der Vereinten Nationen und der Weltgesundheitsorganisation WHO. AG und Sektion beschäftigen sich seit vielen Jahren schwerpunktmäßig und interdisziplinär mit dem Komplex Verkehrsunfall. Dies geschieht in enger Kooperation mit Partnern aus den universitären Unfallforschungen (z. B. in Hannover, Greifswald, Regensburg, München), mit Verbänden (z. B. mit dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat, dem ADAC und der Bundesarbeitsgemeinschaft „Mehr Sicherheit für Kinder“) und der Industrie (z. B. BMW, Continental).

Bereits 1986 wurde P.A.R.T.Y. am Sunnybrook Health Sciences Centre (Ontario, Kanada) ins Leben gerufen, um gezielte Aufklärungsarbeit bei Jugendlichen über Risikoverhalten und seine Folgen zu leisten.

Zurück